Heute mal ein etwas hochtrabender Titel, ich weiß. Und ich gestehe gleich, dass aus Marketing-Sicht die Überschrift verbesserungswürdig ist 🙂
Unlängst habe ich über die, aus meiner Sicht, unschlagbaren 3 Gründe geschrieben, warum Sie nachdenken sollten auch ein Online Business zu starten bzw. Ihre Tätigkeit mehr ins Internet zu verlagern. Da ging es um rein praktische Sichtweisen. Mich beschäftigen jedoch ein paar Gedanken, wie das mehr an Online Arbeit unsere Gesellschaft beeinflußen könnte.
Nun gut, einige wissen ja, dass ich mich in meinem früheren Leben mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt habe und diese auch häufig medial kommentiert habe. Man kommt ja bekanntlich nie so ganz aus seiner Haut heraus, daher ein paar Denkansätze, wie die zunehmende Digitalisierung auch gesellschaftspolitisch hilfreich sein könnte. Ausgehend von der Überlegung, dass die online Arbeit zunimmt und die Möglichkeit online zu arbeiten steigt.
Sie können jetzt natürlich aufschreien und sagen „Digitalisierung ist nicht unbedingt hilfreich“ – auch richtig. Aber der Standpunkt bestimmt die Perspektive, wie wir wissen 😉
Landflucht
Seit geraumer Zeit wird die zunehmende Landflucht beklagt. Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Klar, weil sie auf der Suche nach Arbeit sind, oft eine gute Ausbildung haben, aber im eigenen Umkreis keine entsprechenden Jobs finden.
Wenn man aber weiterdenkt, dann könnte ein Online Business oder die zunehmende Online Arbeit die Landflucht zumindest ein wenig anhalten! Das meine ich ernst. Ein Online Business kann von fast überall betrieben werden, vorausgesetzt man verfügt über eine gute oder zumindest akzeptable Internetverbindung. Also warum nicht auch von der ländlichen Region aus? Eine Möglichkeit, um auch gut ausgebildete Personen zu halten und nicht an die Städte zu verlieren. Naturgemäß steigt dadurch auch die Nachfrage nach anderen Produkten und Leistungen in den Regionen selbst und schafft in weiterer Folge weitere Arbeitsplätze.
Nicht umsonst investiert der Staat seit Jahren in den Ausbau des Breitbandinternets, um eben auch ländliche Regionen zu fördern und den Menschen Zugang zur heute fast selbstverständlichen Infrastruktur zu ermöglichen.
Weniger Verkehr
Rund um die Städte wächst der sogenannte Speckgürtel. Es ziehen auch immer mehr Menschen von den Städten in die Umgebung. Einerseits aufgrund einer häufig höheren Lebensqualität, andererseits um sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen oder auch um Kosten zu sparen, da die Immobilienpreise häufig doch niedriger sind als in den Ballungszentren.
Dies erhöht jedoch den Verkehr durch Pendler massiv. Ein Stau in der Früh in die Arbeit in die Städte hinein, am Abend dasselbe Schauspiel stadtauswärts. Jeden Tag. Ich persönlich beneide wirklich keinen Pendler.
Wenn wir nun wieder zurückdenken, dass mehr Menschen von zu Hause online arbeiten könnten, dann wäre doch die weitere Folge, dass sich der Verkehr auf unterschiedliche Tageszeiten verteilt oder im besten Fall weniger wird. Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, so heißt dies auch weniger Stress, weniger Unfälle, volkswirtschaftlich gesehen geringere Gesundheitskosten ….
Und ja, man kann natürlich auch die öffentlichen Verkehrsmittel für die Fahrt zur Arbeit nehmen, keine Frage. Aber wieviel Lebenszeit wendet man durch das hin- und herfahren auf? Schon einmal überlegt? Ja, man kann auch lange Wegzeiten nutzen, in der Bahn jedoch besser als im eigenen Auto.
Mehr oder weniger Jobs
Führt das mehr an online Arbeit und die Digitalisierung der Geschäftswelt nun zu mehr oder weniger Jobs? Tja, eine Frage, die kaum zu beantworten ist.
Es gibt nämlich Studien, die behaupten, dass die Digitalisierung zu mehr Jobs führt und dann gibt es Studien, die genau das Gegenteil behaupten. Ja was nun, würde man am liebsten fragen.
Ich vermute, dass die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegt, wie so oft. Also ja, die Digitalisierung wird auch zu mehr Jobs führen. Aber: zu mehr qualifizierten Jobs. Gleichzeitig wird es wohl weniger Jobs für Arbeiten mit einem hohen Anteil an Routinetätigkeiten geben bzw. Arbeiten, die keine hohe Ausbildung voraussetzen.
Insofern haben wohl wieder mal alle recht. Wir sind hier wieder bei dem Thema „der Standpunkt bestimmt die Perspektive“, also achten Sie bitte immer darauf, wenn Sie Studienergebnisse lesen oder interpretieren, wer hat die besagte Studie in Auftrag gegeben? Häufig kann das ein nicht unwichtiger Hinweis auf das Ergebnis sein 😉 Ohne natürlich irgendjemanden etwas unterstellen zu wollen.
Weiterbildung
Gut, es wird also mehr qualifizierter Jobs geben. An und für sich eine gute Nachricht. Die Frage ist nur: was bedeutet dies für niedriger qualifizierte ArbeitnehmerInnen?
Die Antwort kann nur in der Bildung und Weiterbildung liegen! Im Bildungssektor, indem wir den Kindern in den Schulen einen „gesunden“ Umgang mit neuen Medien, mit der Digitalisierung und auch dem Internet-Zeugs beibringen.
In der Weiterbildung, dass wir mehr Menschen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten, damit wir alle digitalfit werden und nicht nur ein Teil von uns. Es heißt doch immer so schön „wir lernen für das Leben und nicht für die Schule“ – dieser Satz gilt heute mehr denn je. Auch mit einer sehr guten Ausbildung ist es heute nicht mehr getan, fortlaufende Weiterbildung ist notwendig, da sich die Anforderungen ständig ändern, nicht zuletzt eben aufgrund neuer Technologien.
Das Schöne ist jedoch: Weiterbildung kann auch online in Anspruch genommen werden und das noch Schönere: Online Weiterbildung kann von jedem beliebigen Ort mit Internetanschluß konsumiert werden und steht somit viel mehr Menschen offen als jemals zuvor. Lassen Sie uns gemeinsam am Ball bleiben!
Fazit
Ob nun die Digitalisierung und die vermehrte Online Arbeit gut oder schlecht ist, lässt sich selbstverständlich kontroversiell diskutieren. Das ist auch gut so. Je mehr Meinungen und um so vielfältiger diese sind, um so interessanter die Diskussionen!
Manchmal geht es aber auch um die Überlegung, ob man eher Chancen oder eher Gefahren sieht, ist man eher Optimist oder Pessimist? Sie dürfen raten zu welcher Gruppe ich mich selbst zähle 😉
Herzlichst, Ihre
Karin Cvrtila
PS Ich habe übrigens volles Verständnis, wenn Sie anderer Meinung sind: lassen Sie uns darüber diskutieren! Und keine Sorge, die nächsten Blogbeiträge werden wieder mehr praxisorientiert sein 😉 Ich habe nur ab und zu den Drang weiterführende Überlegungen mit Ihnen zu teilen …
HI!
Ein wirklich toller Beitrag und in vielen Punkten stimme ich Ihnen zu. Leider ist es wirklich so, dass viele Menschen von der Stadt in den Speckgürtel ziehen und somit nicht nur der Pendlerverkehr zunimmt, sondern auch die Grundstückspreise unverschämt hoch werden. Aber nun ja, dies ist ja kein Immobilienblog 🙂
Ich denke schon, dass Onlinejobs einiges verändern könnten, aber die wären dann auch wieder für höher qualifizierte Arbeitnehmer. Ich glaube schon, dass die Digitalisierung mehr Jobs nehmen wird, als sie geben kann und das ist auf lange Sicht auch sicher nicht schlecht (möchte ich hier jetzt aber nicht ausführen :-). Warum ich das glaube? Ich denke nicht, das ein Angestellter wie zum Beispiel ein Busfaherer/Lokführer/Bankangestellter/Anwaltsgehilfe oder jemand der am Bau arbeitet etc., der seinen Job an die Digitalisierung verliert, dann plötzlich im digitalen Sektor Fuß fassen wird können. Leider reichen Maßnahmen der Bildungseinrichtungen noch nicht aus, um dies abzufedern.
Für höher qualifiziertere wird es zukünftig leichter werden Jobs zu generieren, als für schlechter Qualifizierte. Wenn weiterhin Arbeit so besteuert wird, wie sie derzeit besteuert wird, dann wird das sicher noch eine aufregende Zeit! 🙂
Aber ich sehe trotzdem optimistisch in die Zukunft und ich weiß, dass die Menschen vieles schaffen können und wir werden es auch schaffen, die Digitalisierung so für uns zu nutzen, dass sie einen Mehrwert für die Gesellschaft darstellen wird.
Lg
Ernst Safka
Vielen lieben Dank für den ausführlichen Kommentar!
Ja ich sehe es sehr ähnlich – und auch wenn es kein Immobilienblog ist, dennoch danke für den wertwollen Hinweis mit den steigenden Grundstückspreisen rund um die Städte. Das kommt ja auch noch hinzu …. Und ja, für höher Qualifizierte wird es leichter, für schlechter Qualifizierte schwieriger, das sehe ich leider auch so. Und genau da wären wir dann auch als Gesellschaft gefordert uns Gedanken um die Zukunft zu machen.
Ich bin ganz bei Ihnen: bleiben wir optimistisch! 🙂
lg
Karin Cvrtila