Marktforschung ist nur etwas für die großen Konzerne dieser Welt? Falsch! Nutze das Instrument auch als EinzelunternehmerIn und auch für dein Online Business.
Die Sache ist nämlich die: weißt du eigentlich, was deine Kunden tatsächlich wollen? Oder schreibst du Blogbeiträge, die niemanden interessieren und daher nicht gelesen werden? Oder produzierst du gar Produkte, die deine Kunden eben nicht wollen?
Die Japaner hatten (und haben) im Automobilbereich lange Zeit gegenüber Ihren europäischen Mitbewerbern die Nase vorn und konnten Autos produzieren, die weitaus günstiger waren.
Warum? Weil sie zuerst ihre Kunden gefragt haben, was diese wollen, noch bevor sie nur ein Teil des Autos gebaut haben.
Es wurde beispielsweise vor Start der Produktion gefragt, welche Farben bei den Kunden ankommen und dementsprechend wurden nur Autos in diesen Farben produziert. Man spart hier einiges an Geld in der Produktion und natürlich fällt es leichter Produkte zu verkaufen, die Kunden wirklich wollen (auch unter Target Costing bekannt).
Du wirst nun eventuell einwenden „aber das sind Riesenkonzerne und ich bin ja nur eine kleine EinzelunternehmerIn“. Das spielt vom Prinzip her keine Rolle! Entscheidend ist nur, dass du mit deinen Kunden ins Gespräch kommst und herausfindest, was diese tatsächlich wollen.
Wie? Durch Marktforschung!
Kunden mithilfe von Marktforschung verstehen lernen – das soll unsexy sein?
Marktforschung ist unsexy hörte und höre ich nach wie vor sehr oft. Mag sein, aber dennoch hilfreich!
Interessanterweise gibt es jedoch viele Methoden, mehr oder weniger neue, die im Grunde Marktforschung sind, jedoch eben unter einem anderen Namen firmieren. Plötzlich gelten diese Methoden als cool und gar nicht mehr langweilig.
Ein paar Beispiele?
Big Data seit Jahren in aller Munde ist nichts anderes als Marktforschung: auch hier werden Daten erhoben (ok, diese liegen bereits vor) und ausgewertet.
Design Thinking? Ja eh, aber hier geht es auch um Befragungen und daraus abgeleitete Analysen.
Google Analytics? Na, das sind ebenfalls gesammelte Daten, die ausgewertet werden.
Diejenigen meiner LeserInnen, die mich länger kennen, wissen, dass ich 27 Jahre lang in der Markt- und Meinungsforschung tätig war. Was ich genau getan habe? Ich habe für andere Unternehmen Studien durchgeführt, Leute zu allen möglichen Themen befragt, die Daten ausgewertet, analysiert und daraus Strategien entwickelt. Ok, das waren meist große Unternehmen oder Organisationen (und Medien und Politik).
Umfassende Studien haben natürlich auch Ihren Preis. Keine Frage. Der wirklich teure Part liegt vorwiegend in der richtigen Auswahl und Erreichbarkeit der Zielpersonen, die man befragen kann.
Kunden verstehen als kleines Unternehmen oder Einzelunternehmen
Jetzt ist vollkommen klar, dass eine EinzelunternehmerIn aus finanziellen Gründen keine großen Studien in Auftrag geben kann. Ist auch nicht notwendig!
Aber, das heißt noch lange nicht, dass eine EinzelunternehmerIn oder kleines Unternehmen nicht die Vorteile der Marktforschung nutzen und für sich daraus Strategien ableiten kann.
Was ist denn Marktforschung überhaupt? Im Wesentlichen die Erhebung von Daten, Auswertung und Analyse dieser, um eben aus den Ergebnissen Strategien für das eigene Business zu entwickeln.
Und das funktioniert auch für die Kleinen, hier ein paar Beispiele, die jedes Unternehmen, unabhängig von der Größe, nutzen kann:
1. Bestehende Daten nutzen
Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Es gibt sehr viele Ergebnisse und Daten, die nicht erst erhoben werden müssen.
Einerseits aus bereits durchgeführten Studien, die veröffentlicht wurden. Wirf doch mal Google an und suche nach Studien zu deinem Thema. Schau mal auch auf Statista vorbei – ein Statistikportal, das einen Überblick über verschiedene Studien zu unterschiedlichsten Themen bietet.
Andererseits aus Daten von öffentlichen Stellen, die zur Verfügung stehen. Wie von diversen Statistikämtern (z.B. Statistik Austria oder EUROSTAT auf europäischer Ebene), diversen Kammern, Nationalbanken, Bund, Länder und Gemeinden etc. All diese vorliegenden Daten sind übrigens großteils kostenfrei erhältlich!
So muss man nicht aufwendig erheben, z.B. wie viele Autofahrer es in einem Land gibt. Diese Daten gibt es. Ebenso wie sehr ausführliche Daten zu demografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Region, etc.
Und du solltest eben auch als EinzelunternehmerIn möglichst viel über deine eigene Zielgruppe wissen!
Mach dich daher schlau, informiere dich und ziehe aus den Ergebnissen die für dein Business richtigen Erkenntnisse.
2. Die eigene Website – Google Analytics
Ich höre von vielen Kunden, dass sie Google Analytics auf Ihrer Website eingerichtet haben, jedoch nie nutzen.
Das ist schade, weil hier viel Potenzial zur Verbesserung der eigenen Website liegen gelassen und vor allem auch auf Informationen rund um das Verhalten deiner Website-BesucherInnen verzichtet wird. Du bist hier aber nicht alleine, viele – auch große Unternehmen – verfügen über sehr viele Daten zu ihren Kunden, die ebenfalls brach liegen.
Es gibt auch Stimmen, die sagen „nein, das verwende ich nicht, das brauche ich nicht“. Doch, brauchst du, um eben zu wissen, welche Blogbeiträge überhaupt gelesen werden, welche Seiten besucht werden, wie lange die BesucherInnen auf deiner Seite verweilen etc.
Aus all diesen Daten kannst du sehr gut Rückschlüsse für deine künftigen Blogbeiträge ableiten und auch analysieren, woher deine Website-BesucherInnen überhaupt kommen (wirst du in Google gefunden oder kommen die BesucherInnen von Social Media Plattformen und von welchen), wie viele BesucherInnen hast du pro Monat und werden es mehr oder weniger, aber auch um deine Website nutzerfreundlicher zu gestalten.
Hier werden sehr viele Erkenntnisse und letztlich Chancen liegen gelassen, schade oder?
Vielfach hört man auch, dass man das ja alles seit in Kraft treten der DSGVO nicht mehr machen kann. Das stimmt jedoch so nicht. Es geht in der Marktforschung nie um personenbezogene Daten! Es geht immer um Gruppen an Leuten, um allgemeine Daten, aber nicht darum, was Hr. Mayer, Schmid oder Müller gesagt hat.
Marktforschung und die Analyse deiner Kundendaten oder auch BesucherInnen deiner Website erfolgt immer anonym! Andernfalls ist es eben nicht Marktforschung. Marktforschung hat auch nichts mit Targeting zu tun, das sind zwei komplett getrennte Baustellen.
3. Die eigenen Kunden – sprich mit diesen
Und schlussendlich kannst du auch als EinzelunternehmerIn deine eigenen Kunden befragen. Und nein, dafür musst du nicht erst eine große und oftmals teure Kundenzufriedenheitsstudie in Auftrag geben. Du kannst das selber machen! Ja, das meine ich jetzt ernst.
Greife zum Telefon oder triff dich mal mit Kunden auf einen Kaffee (in echt oder per Zoom) oder schreibe deinen Kunden eine E-Mail und frage sie, was du wissen willst!
Sag ganz offen, dass dich einige Themen beschäftigen und du eben die Sicht deiner Kunden kennenlernen möchtest. Die meisten machen mit und freuen sich sogar, dass sie gefragt werden – glaube mir einfach.
Und du selbst wirst nie so viel über deine Kunden lernen, wie wenn du diese einfach fragst. Das muss (und sollte) gar kein elendslanger Fragebogen sein. Kurz und prägnant ist die Devise.
Rede ganz offen mit deinen Kunden und noch viel wichtiger: höre deinen Kunden genau zu!
Natürlich geht es in der Marktforschung immer auch um die richtigen Fragen, da nur dann auch brauchbare Antworten kommen können, aber noch viel wichtiger ist, deinen Kunden richtig zuzuhören! Also lass deine Kunden zu Wort kommen und quassel diese nicht nieder.
Aus den Gesprächen wirst du sicher viele Inputs erhalten, was du verbessern könntest, welche Produkte du entwickeln könntest, die sich dann auch tatsächlich verkaufen. Du wirst eben erfahren, was deine Kunden wollen!
Das funktioniert übrigens genau so auch mit Interessenten. Man sagt ja auch (zumindest in Wien) „durch’s Reden kommen die Leut z’sam“.
Hier habe ich auch noch ein Video für dich zum Thema:
Fazit
Nutze die Möglichkeiten der Marktforschung für dein Online Business und lerne von deinen Kunden.
Das müssen keine großen Studien sein, eine ungefähre Orientierung kann schon sehr weiterhelfen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Letztlich geht es immer darum, deine Kunden zufriedenzustellen, höre also auf diese!
Herzlichst, deine
Karin
PS Ja, das war heute ein Plädoyer für die Marktforschung, wenig verwunderlich aus meiner Geschichte heraus, oder? Ich denke aber tatsächlich, dass man sehr viel von den eigenen Kunden lernen kann und auch soll. Und bin oft nach wie vor verwundert, wie wenig das Instrument der Marktforschung genutzt wird, obwohl der Datenzugang immer leichter wird. Das will ich ändern 🙂
Wenn du Hilfe dabei brauchst, dann sieh dir auch das Modul „Was Kunden wollen“ im Business-Baukasten dazu an!
Und wenn du mehr zu dem Thema lesen möchtest, dann habe ich hier eine zusammenfassende Seite mit allen Blogbeiträgen rund um die richtige Zielgruppe für dich vorbereitet.
2 Kommentare
Ja, da bin ich ganz bei dir. Marktforschung hat leider ein etwas verstaubtes Image und wird viel zu wenig genutzt, v.a. von Einzelunternehmern. Dabei wäre es heutzutage so einfach, Marktforschung zu betreiben - genau wie du schreibst: Einfach eine kurze E-mail mit 5 Fragen. Das ehrlichste Feedback erhalten wir von Kunden, denn diese haben sich ja bereits mit unserem Produkt/DL auseinandergesetzt. Also für Produktoptimierungen ideal.
Was noch sehr einfach funktioniert: die Online-Befragungen mittels zB surveymonkey o.ä. Sehr einfach, kaum von Einzelunternehmern genutzt.
Danke nochmals für den Tipp Similarweg - kannte ich bis dato nicht.
GLG,
Michaela
Ja, sehr wichtig und dennoch unterschätzt. Similarweb ist tatsächlich eine interessante Möglichkeit auch ein wenig Marktbegleiter-Recherche zu betreiben.
Bei herkömmlichen Umfragen via Surveymonkey bin ich immer ein wenig skeptisch, weil es ganz stark auf die Auswahl der Zielpersonen ankommt und das ist wiederum als Einzelunternehmer schwierig zu bewerkstelligen (aufgrund der Zusammenstellung einer repräsentativen Stichprobe). Für Kundenbefragungen ist allerdings Surveymonkey ideal und auch einfach zu bedienen, weitere Empfehlung dazu typeform.
lg
Karin
Was denkst du?