Ein neues Business ist wie eine neue Liebe

By Karin Cvrtila

Januar 27, 2022


Heute ein etwas persönlicherer Beitrag und wohl ein etwas überraschendes Thema hier bei mir am Blog.

„Schuld“ ist die liebe Angelika Erz von der Liebesberatung. Warum? Was hat sie verbrochen?

Nun, sie hat zu einer Blogparade aufgerufen 🙂 Sie stellt die Frage, ob Business und Beziehung unter einen Hut zu bringen sind. Eine spannende Frage, mit der ich mich selbst noch nie so richtig auseinandergesetzt habe, mich aber sofort aktiviert hat darüber zu schreiben. Es gibt ja noch mehr im Leben als nur Business, oder? Eben!

Ich bin nicht der Typ, der sein Privatleben öffentlich vollkommen ausbreitet, so wird auch dieser Blogbeitrag kein privater Striptease. Aber denkt man ein wenig über das Thema Business und Beziehung nach, dann verlaufen die Business-Phasen eigentlich ähnlich wie die Liebesbeziehungsphasen ab und in jeder agieren und reagieren wir anders.

Vieles in diesen Business-Phasen spiegelt sich auch in unserer Gefühlswelt wider. Und dies wirkt sich, ob gewollt oder ungewollt, auch auf unsere Partnerschaft aus. Um ehrlich zu sein: der eigene Partner muss hin und wieder schon einiges mitmachen 😉

Aber sehen wir uns die Business-Phasen und wie diese sich in der Partnerschaft auswirken näher an, zum Schluß gibt es auch 9 Tipps, wie es zu einem Happy End kommen kann.

Das Kennenlernen: ab in die Selbständigkeit

Die Entscheidung ist gefallen! Wir wollen uns selbständig machen.

Diese Entscheidung ist und war wohl für die meisten heutigen UnternehmerInnen einer der Größten im Leben. Und meistens auch keine Entscheidung, die man einfach so über Nacht trifft.

Unsere, auch eigenen Entscheidungen, haben aber natürlich auch Auswirkungen auf unser Umfeld, auf Freunde, Familie und ja natürlich auch auf die eigene Beziehung.

Ich selbst habe tatsächlich 3 Jahre gebraucht, um mich für die Selbständigkeit zu entscheiden. Weniger weil ich so entscheidungsunfreudig wäre, viel mehr, weil ich einen wirklich guten Job aufgegeben habe. Von der Geschäftsleitung eines großen Marktforschungsinstituts, mit allen Annehmlichkeiten wie gutes Gehalt, großes Netzwerk, vielen Medien-Auftritten in die „Belanglosigkeit“ einer EinzelunternehmerIn – zumindest habe ich mir das damals so gedacht bzw. auch gefühlt.

Und ganz ähnlich waren die Reaktionen in meinem Umfeld. Mein Lebensgefährte und meine Mutter haben beispielsweise ganz offen (also ich bin daneben gesessen) darüber diskutiert, ob ich nun komplett durchgeknallt wäre. Also, war ich nicht …

Sie haben sich auch gegenseitig damit beruhigt, dass ich ja wohl wieder recht schnell wieder „zu mir kommen und vernünftig“ werde „du kennst sie ja“, weil das kann ja wohl nicht mein Ernst sein.

Es war mein Ernst … wie geht der Uralt-Witz „und Ernst ist heute 5 Jahre alt“ 🙂

Nun, nach vielen langen Gesprächen konnte ich zumindest meinem Partner klarmachen, dass die Entscheidung für die Selbständigkeit keine kurze Laune von mir war, sondern lang und ausführlichst durchgedacht wurde mit vielen auch schlaflosen Nächten. Ich habe ihm all meine Gedanken, Meinungen und auch Gefühle dazu erzählt. Im Grunde nichts Neues, dazu muss man wissen, dass wir schon immer in der Beziehung sehr viele und sehr ausführliche Gespräche geführt haben.

Umso erstaunlicher (für mich) war seine Reaktion: „Na, jetzt verstehe ich es, warum hast du das nicht gleich gesagt?“.

Naja, ich möchte aus meiner Sicht hinzufügen, dass ich nicht gerade diejenige bin, die mit Geschichten oder Gedanken in der Beziehung hinterm Berg hält und in den 3 Jahren während meiner Entscheidungsfindung habe ich immer wieder darüber geredet. Aber offensichtlich ist es anders angekommen als gedacht (sagt man uns Frauen ja oft nach, dass wir zu indirekt reden, Dinge umschreiben, statt Tacheles zu reden).

Übrigens hat mein Partner, mit dem ich nicht seit gestern, sondern seit nun bereits bald 25 Jahren zusammen bin, dann meine Mutter überzeugen können, dass ich es offensichtlich ernst meinen würde. Sie sind dann übereingekommen, dass sie sich das nun mal „anschauen“.

Die erste Zeit: alles ist aufregend

Und dann war es so weit, ich bin, aus langer Erfahrung heraus, nicht ganz unerfahren gestartet. Dennoch war sehr viel Neues beim Start in die Selbständigkeit und dem Aufbau des eigenen Business dabei und gerade die Lernkurve zu Beginn des Business-Lebens ist vermutlich nie wieder so steil wie eben zu Beginn.

Und weil alles so neu und aufregend ist, hat man natürlich ständig wahnsinnig viel zu erzählen (insbesondere, wenn man, so wie ich, eine ziemliche Plaudertasche ist und eigentlich nie den Mund halten kann).

So kam es, dass ich in dieser Zeit wohl meinen Partner niedergequatscht habe (er würde an dieser Stelle wohl eher meinen „das machst du immer“, es darf aber angemerkt werden, dass er auch nicht gerade zu den stillen Zeitgenossen gehört – wir müssen uns schon gegenseitig Gehör verschaffen 😉

Ich kann nur jedem empfehlen: auch in dieser aufregenden Zeit mal den anderen zu Wort kommen zu lassen, kann nicht schaden 😉

Und dann kam natürlich noch eine für uns sehr große Änderung: ich war plötzlich immer da, immer im Home-Office (mittlerweile er auch). Von früher so gut wie nie bzw. sehr spät zu Hause, war ich plötzlich Tag und Nacht zu Hause. Ich übertreibe ein wenig, aber du weißt schon, was ich meine.

Das hatte natürlich zur Folge, dass als selbstverständlich angenommen wurde, dass ich ja somit auch mehr im Haushalt machen, Wege übernehmen könnte und einiges mehr. Schließlich war ich ja immer zu Hause und hinzu kam das Killer-Argument: als UnternehmerIn kann ich mir ja meine Zeit frei einteilen.

Dieser Umstand hat zu einigen Diskussionen geführt, die jedoch notwendig waren. So ist das „Haushaltsthema“ wieder ins Gleichgewicht gekommen und jeder macht seinen Teil.

Wichtig ist hier klarzumachen, dass man zwar eine freie Zeiteinteilung hat (bedingt frei, weil man ja doch auch einiges an Terminen zu absolvieren hat), aber dennoch einiges zu tun ist. Und dass man eben, auch wenn man gerade nicht ein Meeting hat, nicht da sitzt und Däumchen dreht – so Blogbeiträge, wie dieser hier, wollen ja auch geschrieben werden 😉

Noch dazu: als EinzelunternehmerIn, gerade zu Beginn, bist du für alles in deinem Business zuständig und damit meine ich wirklich alles. Auch dies wird oft unterschätzt, auch von mir.

Erste Eifersüchteleien: nur Harmonie ist ja auch langweilig

Irgendwann nimmt das Business dann doch Fahrt auf und die Einnahmen werden höher, wenn auch unregelmäßig. Und ja klar, es kommt auch die Zeit, wenn man auf einmal mehr verdient als der andere im Angestelltendasein. Da kann es schon mal zu unterschwelligen Eifersüchteleien kommen – auch wenn sich der andere mit freut.

Eifersucht ist jedoch keine Einbahnstraße: als UnternehmerIn kann man schon mal neidisch auf so Annehmlichkeiten wie 13. und 14. Gehalt schielen. Klar, ob das Jahresgehalt nun auf 12 Monate aufgeteilt ist oder eben, wie bei uns in Österreich, auf 14 ist ja unterm Strich egal. Dennoch kommt so manchmal auch der Gedanke auf „na, so ein regelmäßiges Einkommen, ohne selbst etwas verkaufen zu müssen, ist auch nicht schlecht“.

Was hilft? Ehrlich darüber zu reden und nicht gegenseitig in Wettkamp zu treten a la wer verdient mehr oder ähnliches.

Übrigens: unregelmäßige Einkommen sind eine Sache mit der auch viele Gründer zu kämpfen haben. Plötzlich kommt das Gehalt nicht mehr regelmäßig. Mal ist es mehr, mal weniger … die Unregelmäßigkeit des Einkommens lässt sich aber beheben – aber das ist eine Geschichte für einen anderen Blogbeitrag 😉

Die reife Beziehung: sowohl zur Liebe, als auch zum Business

Nach einiger Zeit (du darfst ruhig in Jahren rechnen 😉 hat sich langsam alles eingespielt.

Du flippst nicht mehr vollkommen aus, wenn es plötzlich Katsching am Handy macht – ein untrügliches Zeichen, dass du gerade etwas verkauft hast 😉 Natürlich freut man sich jedes Mal aufs Neue, wenn, jemand gekauft hat und das Handy eben dieses alte Registrierkassen-Geräusch von sich gibt (vorausgesetzt du verkaufst über Digistore24), aber man schafft es sogar über Nacht das Handy auf lautlos zu stellen und den Partner nicht vom Katsching Geräusch aufwecken zu lassen – selbst macht einem das ja nichts aus 😉

Ja, du hast recht, wenn du nun glaubst, dass man allmählich ein paar schrullige Gewohnheiten aufbaut 😉

Mit der Zeit werden die Rollen aber klarer und du selbst nimmst dir auch wieder mehr Zeit für die Beziehung, es drehen sich nicht mehr alle Gedanken rund um die Uhr um das Business (vielleicht nur mehr 20 Stunden statt 24 😉

Die gute Nachricht: nach den ersten vielleicht turbulenten Jahren mit Auf’s und Ab’s, pendelt sich alles ein wenig ein, wird ruhiger und entspannter. Das gilt sowohl für das Business, als auch die Beziehung.

Ein Happy End?

Kann es also gelingen Beziehung und Business unter einen Hut zu bringen?

Ja, aber … es ist nicht nur damit getan am Business zu arbeiten, sondern auch an der Beziehung – sofern sie es dir das wert ist 😉

Hier ein paar Tipps, aus meiner Sicht, die für ein Happy End sorgen können:

  1. Mach dir klar, dass es DEIN Business ist – du triffst alleine die Entscheidungen für dein Business, niemand kennt dieses so gut wie du selbst (auch dein Partner nicht)
  2. Stell dein Business nicht über alles andere in deinem Leben. Du bist vermutlich mit anderen Zielen gestartet als „selbst und ständig“, oder?
  3. Rede offen über deine Gefühle, Ängste, Erfolge, Unsicherheiten und alles, was ein Business so mit sich bringt.
  4. Rede mit deinem Partner!!! So oft wie möglich!
  5. Höre deinem Partner zu!!! Auch er hat Bedürfnisse und Sorgen, die vielleicht andere sind als deine, deswegen aber nicht weniger wichtig.
  6. Verhält sich mit Erfolgen übrigens auch so! Feiert gemeinsam den Erfolg des einen oder des anderen.
  7. Gegenseitiges Verständnis!!! Ich habe Glück, dass ich einen Partner an meiner Seite habe, der für meine „Spompanadeln“ (so nennen wir das in Wien – neue Ideen oder manchmal sind auch Dummheiten damit gemeint) Verständnis hat! Ebenso hat er Verständnis, dass ich eben nicht nebenbei ein Business betreibe, sondern Vollzeit und ja, manchmal auch am Wochenende.
  8. Im Grunde geht es darum sich gegenseitig Freiheiten einzuräumen, das kann aber nur auf Basis eines hohen, gegenseitigen Vertrauens gelingen.
  9. Mein persönliches Erfolgsrezept: miteinander auch lachen können!!!

In diesem Sinne: Alles Gute für dich mit deinem Business und in deiner Partnerschaft!

Fazit

Ich hoffe, der Beitrag hat dich auch ein wenig zum Schmunzeln bringen können, vielleicht auch zum Nachdenken und du machst selbst bei der Blogparade von Angelika mit? Ich würde mich freuen, auch deine Gedanken dazu zu lesen!

Herzlichst, deine

Karin

PS Lust auf mehr Tipps für Solopreneuere? Dann schau auf der Übersichtsseite vorbei.

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  1. Liebe Karin,

    danke für deinen tollen Beitrag zu meiner Blogparade, den Vergleich finde ich sehr passend! Deine 9 Tipps für ein "Happy End" finde ich besonders wichtig für's Business, aber auch für die gelingende Beziehung 🙂

    Herzliche Grüße,
    Angelika

    1. Danke liebe Angelika!

      Und auch danke, dass du diese spannende Blogparade gestartet hast! Irgendwie ein Thema mit dem man sich nicht so sehr auseinandersetzt, aber wohl auseinandersetzen sollte 🙂 Oh, das freut mich jetzt, dass du die 9 Tipps als Expertin bestätigen kannst, weil ich habe sie ja aus meiner rein subjetiven Sichtweise geschrieben.

      Lieben Gruß
      Karin

  2. Liebe Karin, ich habe tatsächlich ein paar Mal schmunzeln müssen bei deinem feinen Beitrag, und finde die Parallelen zwischen Business und Partnerschaft, die du ziehst, sehr gelungen! Mein Wichtigstes in der Beziehung zu meinem Partner, aber auch im Business: Respekt, und viel Reden. Auf Augenhöhe. (Wir nehmen uns zumindest beim täglichen gemeinsamen Spaziergang Zeit dafür.) Liebe Grüße, Gabi

    1. Liebe Gabi,

      danke dir!!! Ja, stimmt, Respekt ist auch noch ganz, ganz wichtig!!! Den täglichen Spaziergang finde ich super, den ihr da macht. Machen wir seit einiger Zeit auch, auch wenn der gemeinsame Schweinehund dann doch manchmal siegt 😉

      Lieben Gruß
      Karin

  3. Liebe Karin,

    Du hast sooooo recht. Insbesondere das "miteinander lachen" ist für mich von entscheidender Bedeutung – wenn das nicht (mehr) klappt, wirds brenzlig.

    Dann ist sehr viel reden angesagt, um die Basis wieder stabil zu bekommen. Kann klappen, ist aber echt Arbeit 😉

    Liebe Grüße, Frauke

    1. Liebe Frauke,

      oh ja, für mich ist das Lachen auch so wichtig und hätte eigentlich Platz 1 verdient, aber dann habe ich es bewusst auf den letzten Platz gesetzt 😉 Ich glaube, dass das miteinander Lachen wiederum sehr typabhängig ist 🙂

      Lieben Gruß
      Karin

  4. Großartig geschrieben, liebe Karin!, vielen Dank für die persönlichen Einblicke! Dieses Verständnis der Umgebung (Stichwort Mutter …) ist wie so vieles eben ein Prozess. Meine Schwiegermutter versteht bis heute noch nicht, was ich da eigentlich so treibe ;-).

    Und es braucht einfach auch Zeit, diese eigene innere Sicherheit zu bekommen! Jahrelang hat mein Mann gemeint: "Dann such' dir halt einen neuen Job", wenn ich über meine Anstellung gejammert habe. Da war ich aber bereits nebenbei selbständig. Erst als ich ganz sicher war und kündigen wollte, hat er gemeint: "Das war eh klar, wolltest du ja schon lange!". Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet ;-).

    Sonnige Grüße
    Claudia

    1. Vielen lieben Dank Claudia!

      Ah, mach dir nichts daraus, ich glaube, dass rund 90% aus meiner privaten Umgebung nicht richtig verstehen, was ich mache 🙂 Solange aber Kunden verstehen, was ich mache, ist alles gut 😉

      Und ja, die Reaktionen des eigenen Partners können auch manchmal überraschen, auch wenn man glaub man kenne ihn in- und auswendig!

      Lieben Gruß
      Karin

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