Ist Twitter für Unternehmen sinnvoll?

By Karin Cvrtila

Juni 18, 2020


Die meisten Einzelunternehmer und kleine Unternehmen bedienen mehrere Social Media Kanäle. Die häufigsten dabei sind Facebook und Instagram, zunehmend auch LinkedIn und Pinterest. Aber Twitter für Unternehmen? Ist das etwas? Jedenfalls wird Twitter bisher von Unternehmen eher etwas stiefmütterlich behandelt.

Auf der Suche nach immer wieder neuen "Vertriebsmöglichkeiten" tauchen auch immer wieder Fragen auf wie "soll ich noch weitere Social Media Kanäle hinzunehmen, oder nicht? Und welche soll ich auswählen?" Berechtige Fragen!

Auf welchen Social Media Kanälen soll ich aktiv sein?

Die zwei einfachen Antworten dazu:

  1. wähle die Kanäle aus, wo deine Zielgruppe ist! Ich weiß schon, auch das ist nicht immer klar.
  2. eine Gegenfrage, sorry: was bezweckst du mit einem neuen Social Media Kanal? Was ist dein Ziel auf dem jeweiligen Kanal?

Die Meisten können übrigens auf die letzte Frage keine Antwort liefern. Wenn es dir auch so geht, dann gehe bitte in dich und überlege, welche Ziele du auf welchem Kanal verfolgst und nein "Kunden gewinnen" gilt nicht als Antwort 😉

Ja klar, wollen wir alle immer Kunden gewinnen, aber so funktioniert Social Media nicht! Du kannst nicht einfach losmarschieren und direkt etwas verkaufen.

Eine kleine Warnung auch vorweg: bevor du nun 10 Social Media Kanäle gleichzeitig starten willst, konzentriere dich bitte zu Beginn auf 1-2 und betreibe diese "ordentlich".

Ich sehe sehr oft vollkommen verwaiste Kanäle, die zwar irgendwann angelegt wurden, dann aber nicht bespielt wurden. Nun ja, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn der jeweilige Kanal "für einen selbst nicht funktioniert".

Also: such dir 1-2 Kanäle, wo auch deine Zielgruppe zu finden ist - das wäre nämlich die Hauptvoraussetzung - und bringe diese mal zum Laufen. Das dauert seine Zeit und geht leider nicht über Nacht. Und erst dann, wenn du diese beiden Social Media Kanäle im Griff hast, kannst du dir Gedanken über weitere machen.

3 Besonderheiten von Twitter für Unternehmen

Und dann kommt eben immer wieder auch mal die Frage nach Twitter, ob das etwas für Unternehmen sei oder auch zaghafte Versuche auf Twitter erste Schritte zu gehen.

Grundsätzlich ja, aber! Keine zufriedenstellende Antwort, ich weiß 😉

Es ist aber so: gerade bei Twitter gibt es für Unternehmen ein paar Besonderheiten, die starke Unterscheidungsmerkmale gegenüber anderen Social Media Kanälen darstellen. Und ja, jeder Kanal hat so seine Eigenheiten, bei Twitter funktionieren aber viele Formate nicht, die man sonst von anderen Social Media Kanälen gewohnt ist.

Sehen wir uns die 3 Besonderheiten von Twitter für Unternehmen näher an:

1. Sehr hohe Interaktion auf Twitter

Also erstens ist bei Twitter die Interaktion noch viel, viel wichtiger und auch höher als in anderen Social Media Kanälen. Grundsätzlich geht es in allen Kanälen um Interaktion, d.h. um Gespräche, Diskussionen mit anderen Nutzern der Plattform, oder wie sie auf Twitter heißen: Twittterati. Es heißt schließlich nicht umsonst Social Media.

Was daher auf Twitter für Unternehmen nicht funktioniert ist, einfach simple Botschaften rauszuposaunen. Im Sinne eines Einwegkommunikationskanals!

Was ich damit meine?

Nun ich sehe bei vielen Einzelunternehmen, die zwar auf Facebook zum Beispiel sehr erfolgreich sind, dass sie dasselbe, das eben auf Facebook hervorragend funktioniert, auf Twitter einfach übertragen und dort dasselbe posten. Die Strategie also einfach von einem Social Media Kanal auf den anderen übertragen.

Was passiert? Nun, um ehrlich zu sein: gar nichts. Einfach so den neuesten Blogartikel rauszuhauen oder Zitate oder sonstige Formate, die von anderen Plattformen gut bekannt sind, funktioniert auf Twitter nicht.

Wundere dich daher bitte nicht, wenn du keinerlei Reaktionen auf deine Beiträge erhältst.

Was du dann auf Twitter als Unternehmer machen sollst? Nun, interagiere eben in Form von Diskussionen, schalte dich vermehrt bei Diskussionen von anderen ein. Suche dir für dich relevante Zielpersonen aus, die meist Multiplikatoren sein könnten (dazu mehr weiter unten) und kommentiere.

Und gestalte deine Beiträge eben so, dass sie zur Diskussion bzw. zum Kommentieren anregen. z.B. haue nicht einfach deinen neuen Blogbeitrag ohne Kommentar einfach so raus und höre auf dieselben Bilder wie überall anders zu verwenden. Twitter ist weder Instagram noch Pinterest: du brauchst eigentlich gar keine Bilder. Dafür kurze auf den Punkt gebrachte Statements - vergiss nicht: auf Twitter waren lange Zeit nur 140 Zeichen pro Tweet möglich. Das erlaubt kein Geschwafel.

Du könntest daher einen Aspekt aus deinem Blogbeitrag nehmen, diesen so formulieren, dass er eben zur Diskussion anregt (nein, das ist nicht schwierig) und deinen Blogbeitrag eben so "verwerten". Und wenn du dann eben Reaktionen auf deinen Tweet erhältst, dann interagiere! Antworte! Und zwar schnell ...

2. Twitter ist aktuell und sehr schnell

Und jetzt sind wir beim "mühsamen" Teil von Twitter für Unternehmen: Twitter ist sehr schnell! Und genau deswegen verfügt es auch über sehr hohe Aktualität.

Genau das ist jedoch auch der Punkt, den Twitter für Unternehmen interessant macht.

Du kannst nicht, wie bei anderen Social Media Kanälen durchaus üblich, erst Stunden oder gar Tage später darauf antworten, sondern sofort! Und mit sofort meine ich zumindest innerhalb einer Stunde. Überlege dir also gut, ob du Twitter als Einzelunternehmer mit geringen bis nicht vorhandenen Personalressourcen tatsächlich nutzen willst und kannst.

Du musst also wirklich dranbleiben und auch sogenannte Shitstorms sind nicht ausgeschlossen. Der Ton auf Twitter ist teilweise schon etwas, sagen wir mal, rauer. Zu zart besaitet darf man nicht sein, wenn man auf Twitter tätig sein will. Dafür geht die Diskussion häufig mehr in die Tiefe als auf z.B. Facebook. Aber sei dir bewusst, vor allem, wenn du zuvor hauptsächlich auf Facebook aktiv warst: du wirst nicht andauernden Applaus erhalten! Das Publikum ist kritischer und Kritik wird schneller geäußert als Lob.

Das ist oft auch gar nicht so böse gemeint, wie es manchmal vielleicht klingt. Ja, es hat natürlich auch mit diesen kurzen Sätzen zu tun. Ursprünglich, wie bereits oben erwähnt, hatte man eben nur 140 Zeichen zur Verfügung. Mittlerweile sind es zwar etwas mehr,  aber du kannst keinen Roman schreiben.

Also merke dir bitte: einfach nur kurz etwas tweeten und dann sofort wieder von der Plattform zu verschwinden funktioniert auf Twitter nicht.

Übrigens: es macht auch keinen Sinn, und das sehe ich ziemlich häufig, einfach denselben nichtssagenden Tweet alle paar Stunden neu zu tweeten. Das war früher mal die bevorzugte Taktik bei Twitter - vergiss es bitte!

Warum? Nun, sollte jemand auf dich aufmerksam werden, dann wird er sich dein Profil ansehen, das übrigens ebenso nur als Kurz-Profil darstellbar ist (ich meine nicht unseren Bundeskanzler damit, sondern die Kürze des Profil-Eintrags - sorry, diesen aufgelegten "Schmäh" habe ich mir jetzt nicht verkneifen können 😉 . Und dann wird diese Person auch sehen, dass du ständig dasselbe tweetest und sich desinteressiert abwenden.

Hinzu kommt: Twitter zeichnet sich durch seine hohe Aktualität aus und diese geht eben auch mit der Interaktion einher (korreliert würde die Marktforscherin sagen 😉 Auf der anderen Seite vergisst Twitter auch sehr schnell wieder. D.h. dein Tweet geht in der Timeline auch schnell wieder unter.

Deswegen: sei auch vorsichtig mit dem Vorplanen von Tweets. Unter Umständen könnte nämlich passieren, dass du einen Tweet geplant hast, zum selben Zeitpunkt herrscht jedoch völlige Aufregung auf Twitter wegen was auch immer. Im besten Fall geht dein vorgeplanter Tweet unter, im schlechtesten könnte er völlig deplatziert wirken.

3. Hashtags und Kontakt zu Journalisten über Twitter

Hashtags spielen bei Twitter eine so hohe Rolle wie auch bei Instagram. Beide Kanäle funktionieren auf dem Prinzip #Hashtag.

Das Praktische daran: unter Hashtags findest du Themen, die für dich selbst relevant sind. Du kannst also gezielt nach Themen suchen und dich dort in laufende Diskussionen einmischen - du erinnerst dich: du sollst ja auf Twitter interagieren.

Es gibt aber noch einen anderen Punkt: über Hashtags kannst du leicht am Laufenden über aktuelle Geschehnisse blieben.

Ich selbst habe früher nur Twitter als Social Media Kanal genutzt (ok, ich hatte auch noch ein pro forma Profil auf LinkedIn). Und einer der Hauptgründe, warum ich auf Twitter war, dass ich eben Medien gefolgt bin und so laufend informiert war, wenn etwas passiert ist. Da ich damals in der Tagespolitik stark involviert war, war Twitter fast meine Rettung, um informiert zu bleiben. Sonst bekommt man das alles nicht so schnell mit.

Womit wir beim letzten Punkt sind: nirgendwo tummeln sich so viele Journalisten herum wie auf Twitter. Es könnte daher durchaus Sinn machen, dass du Twitter für dein Unternehmen nutzt. Wir sind jedoch wieder beim Punkt diskutieren, interagieren und nicht nur raushauen.

Aber eine gute Möglichkeit als Unternehmen auf das eigene Thema und sich selbst als Experte aufmerksam zu machen.

 

Du siehst dir lieber ein Video an als zu Lesen? Dann schau hier rein:

Fazit

Twitter für Unternehmen ist durchaus eine Chance, aber nur wenn du bereit bist dich auf den Kanal und seine Eigenheiten einzulassen. Das kann auch bedeuten, dass du mehr Zeit investierst, als dir lieb ist. Überlege also gut, bevor du auf Twitter aktiv wirst.

Herzlichst, deine

Karin

PS Ich selbst bin übrigens nur mehr hin und da auf Twitter und nutze den Kanal wenig für mein Unternehmen. Warum? Weil Twitter eben etwas zeitintensiv ist. Das Interesse an der Tagespolitik ist übrigens geblieben und das ist wohl der Hauptgrund, warum ich bei Twitter noch immer mitlese 🙂

Wenn du mehr zum Thema Content Marketing lesen willst, dann geht es hier weiter zur Übersichtsseite mit vielen weiteren Artikeln zum Thema.

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