Digitalisierung sagt sich so leicht, aber wo soll man eigentlich starten?
Wie bei so vielen neuen Themen und Herausforderungen gilt es zunächst die Basis zu schaffen, um danach darauf aufbauen zu können.
Veränderungen können nur angegangen werden, wenn man die Augen davor nicht verschließt. Wegschauen und den Kopf in den Sand setzen – bringt nichts. Das wissen Sie! Also informieren Sie sich, machen Sie sich mit dem Thema Digitalisierung vertraut, wie so oft gilt: lesen Sie alles rund um das Thema Digitalisierung, was Sie unter die Finger bekommen. Übrigens: die heutzutage allgegenwärtigen und allzugänglichen Informationen sind bereits das Ergebnis der Digitalisierung. Digitalisierung findet nicht erst in der Zukunft statt, wir sind mittendrin.
Dennoch eine kleine Warnung vorweg: zu Beginn, wie bei jedem neuen Thema, fühlt man sich schnell mal überfordert, und denkt sich „das bekomme ich nicht hin, das ist mir zu kompliziert, verstehe ich nicht“. Ab diesem Zeitpunkt heißt es dann dranbleiben. Je mehr man sich in ein Thema einarbeitet, desto klarer werden die Gedanken dazu.
Gut und schön, aber wie beginnen Sie nun mit der Digitalisierung, vorausgesetzt Sie haben sich dazu entschlossen?
Die Kurzfassung ähnelt aus meiner Sicht der Metapher vom Hausbau: Sie starten mit dem Keller, erst dann kommen die Wände der einzelnen Zimmer dazu und am Ende wird das Dach aufgesetzt, das dann durchaus auch einen Teil der Terrasse abdecken kann. Sie können nicht vom Dach weg starten!
Die einzelnen Schritte der Digitalisierung sind wie ein Hausbau aufeinanderfolgend:
- der Keller: Die Basis schaffen, d.h. sich selbst digital organisieren
- die Wände: danach folgt das Pflichtprogramm, d.h. bestehende Prozesse im Unternehmen digitalisieren
- und erst dann bauen wir das Dach: die Kür, d.h. neue Geschäftsmodelle entwickeln
Unser Haus steht übrigens in einem Garten mit Bäumen und Blumen, die wachsen und gedeihen. So wie die Basis: Ihr Wissen rund um das Thema Digitalisierung, das Sie nach und nach auf- und ausbauen.
Schritt 1: der Keller oder die Basis – sich selbst digital organisieren
Wie heißt es immer so schön? Der Fisch stinkt vom Kopf. Wenn Sie tatsächlich mit Ihrem Unternehmen oder im Unternehmen den Weg in die digitale Zukunft starten möchten, so kann der Ausgangspunkt nur Sie selbst sein.
Starten Sie in kleinen Schritten und versuchen Sie Ihren eigenen Arbeitsprozess auf digitale Beine zu stellen. Dies kann erstmal der private Bereich sein, oder auch gleich der berufliche.
Beobachten Sie wieviel und was Sie noch alles auf Papier notieren oder umständlich organisieren. Danach überlegen Sie, wie Sie einen kleinen Bereich digital abbilden könnten. Wenn Sie hierzu ein wenig Inspiration benötigen, so laden Sie sich doch nebenstehend die „20 Tipps zum sofortigen Einstieg in die Digitalisierung“ herunter.
Und danach können Sie bereits nach und nach ein paar Digitalisierungsschritte umsetzen. Also nur lesen alleine genügt nicht – Sie müssen dafür auch etwas tun! 😉
Schritt 2: Die Wände oder das Pflichtprogramm – Digitalisieren Sie bestehende Prozesse im Unternehmen
Fein, Sie haben nun bereits eine Basis geschaffen und haben eine Vorstellung davon, was alles digitalisiert werden kann. Nach diesem ersten Schritt ist bei vielen die Euphorie sehr hoch und sie wollen sich gleich in die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle stürzen. Halt! Zuerst die Pflicht, dann erst die Kür heißt es oftmals, nicht umsonst.
Im zweiten Schritt werfen Sie einen genauen Blick auf die Abläufe in Ihrem Unternehmen. Und dann überlegen Sie welche Prozesse davon Sie digitalisieren könnten, um danach das wie zu klären und letztlich in die Umsetzung zu gehen.
Zugegebenermaßen ist das nicht von heute auf morgen erledigt. Prozesse greifen ineinander, Abhängigkeiten sind zu bedenken, manch rechtliche Schritte ebenso und nicht zuletzt der fast wichtigste Punkt: vergessen Sie nicht Ihre MitarbeiterInnen möglichst frühzeitig auf diesem Weg abzuholen. Teammitglieder sollten an dem Prozess beteiligt sein und dahinter stehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die digitalen Prozesse auch von allen Beteiligten angenommen werden. Rechnen Sie allerdings zu Beginn mit Widerstand aus den eigenen Reihen, nicht jeder wird begeistert sein, bis hin zu Einwänden a la „aber das haben wir schon immer so gemacht“.
Wenn Sie sich nun denken „aber welche Prozesse sind nun gemeint“, dann hilft vielleicht als Ausgangspunkt die sogenannte Porter’sche Wertkette. Diese beschreibt die Aufgaben von Unternehmen, die in fast jedem Betrieb vorkommen. Von der Beschaffung bis hin zum Kundenservice. Anhand dieser Wertkette können Sie Ihre Prozesse nachzeichnen, um diese nach und nach digital abzubilden.
Ein paar Ideen zur digitalen Umsetzung im beruflichen Umfeld finden Sie wiederum rechts neben diesem Beitrag in den „20 Tipps zum sofortigen Einstieg in die Digitalisierung“.
Sobald Sie bestehende Aufgaben im Unternehmen digitalisiert haben, können Sie darüber nachdenken, welche davon automatisiert ablaufen könnten. Dieser Schritt ist jedoch bereits ein Einstieg in die Kür.
Schritt 3: Das Dach oder die Kür – neue Geschäftsmodelle entwickeln
Erst wenn Sie selbst sattelfest Ihre persönlichen und unternehmerischen Abläufe digital aufgestellt haben, können Sie über neue Geschäftsmodelle nachdenken. Jetzt kommt sicher der Einwand „aber wozu soll ich vorher bestehende Abläufe digitalisieren, wenn diese eventuell im Nachhinein sowieso hinfällig sind“. Weil Neues nur entstehen kann, wenn man vom Alten ausgeht. Sie werden sehen, sobald Sie sich mit den bestehenden Prozessen auseinandersetzen und je mehr Sie in die Digitalisierung eintauchen, werden Sie ganz automatisch anfangen über neue Geschäftsmodelle nachzudenken.
Was könnten nun neue Geschäftsmodelle überhaupt sein? Viele denken hier in erster Linie an Online-Shops. Aber auch im gesamten Dienstleistungsbereich können beispielsweise digitale Services Ihr Angebot ergänzen.
Und Achtung: die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle heißt nicht, dass Sie Ihre alten, analogen, bewährten Modelle sofort über Bord schmeissen sollen. Probieren Sie es erstmal parallel aus, als Ergänzung.
Bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ist eben mit großer Vorsicht vorzugehen. Sie können nicht von heute auf morgen alles über Bord werden, einfach mal etwas Neues ausprobieren und dann wieder gleich verwerfen. Neue Wege benötigen Ihre Zeit und auf so manchem liegen Steine herum. Überlegen Sie zuerst wie Sie Ihr Geschäft auf eine digitale Basis stellen können. Denken Sie dabei vor allem auch über das Warum nach. In den meisten Fällen bedeuten neue Geschäftsmodelle effizientere und produktivere Arbeitsweisen, meist auch neue Zielgruppen, Märkte und Regionen.
Wenn Sie zur Überzeugung gelangt sind, dass ein neues Geschäftsmodell Chancen am Markt und bei Ihren jetzigen und potentiellen Kunden hätte, dann setzen Sie dieses Schritt für Schritt um, kommen Sie ins Tun! Testen Sie Ihr neues Geschäftsmodell am Markt, direkt in der Realität. Zu Beginn mit nicht all zu hohen Investitionen und denken Sie bitte bereits vor dem Start nach, wie Sie Ihr Geschäftsmodell monetarisieren können! Ziehen Sie notfalls schnell die Handbremse, falls es nicht funktioniert bzw. modellieren Sie rechtzeitig Ihr Geschäftsmodell, damit es auch ein Erfolg wird.
Fazit:
Seien wir ehrlich: große Veränderungen, oft auch kleine, gehen nicht über Nacht und nicht auf Knopfdruck. Wer etwas verändern will, muss von sich selbst starten. Danach den Blick auf das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt werfen und mit der Optimierung im Jetzt und Hier starten. Neue Geschäftsmodelle zu entwickeln sind wohl für jeden ein erstrebenswertes Ziel. Das kann aber nur funktionieren, wenn Sie das Thema Digitalisierung zunehmend verinnerlicht haben und die drei aufeinanderfolgende Schritte vom Keller bis zum Dach durchgeführt haben.
Stellen Sie sich daher folgende Frage: wie weit sind Sie selbst bereits auf dem Weg in das digitale Zeitalter vorangeschritten? Oder sind Sie bereits angekommen? Wie ist das bei Ihnen?
Lassen Sie uns Ihr Digitalisierungs-Haus gemeinsam bauen!
Herzlichst, Ihre
Karin Cvrtila
PS Ich wollte übrigens mit diesem Beitrag niemanden demotivieren. Falls das doch geschehen ist, dann sollte mir das leid tun. Tut es nur ehrlicherweise nicht, da Veränderungen nur vom jetzt und hier mit Blick in die Zukunft starten können. Auch ein „hätt‘ ich, tät’ ich, wär ich“, wie wir in Österreich sagen, bringt uns nicht weiter. Verändern kann man nur die Zukunft, nicht die Vergangenheit. So gesehen also nur ein halbes sorry 😉
Hallo Karin, ich danke Ihnen für Ihren äußerst hilfreichen Beitrag zum Beginn der eigenen Digitalisierung. Sie haben recht, dass man für eine erfolgreiche Digitalisierung der Firma von sich selbst aus starten muss und dieses Thema zunehmend verinnerlicht haben sollte. Gut zu wissen, dass man sich hierfür möglichst zuerst die Frage stellen sollte, wie weit man bereits auf dem Weg in das digitale Zeitalter vorangeschritten ist. Ich denke nicht, dass unsere Firma bereits angekommen ist, deshalb wollen mein Geschäftspartner und ich dort einiges verändern. Es wäre bestimmt sehr hilfreich, wenn wir uns professionelle Unterstützung suchen, denn wir haben offenbar nicht das nötige Know-how.
Hallo Katja,
ja, das geht tatsächlich nur Schritt-für-Schritt. Eine große Herausforderung ist dabei auch die MitarbeiterInnen auf dem Weg mitzunehmen, auch wenn man selbst bereits voll und ganz überzeugt ist und einiges verändern will. Aber, wie so jede Veränderung, bringt das auch Ängste von Seiten der MitarbeiterInnen häufig mit sich. Wichtig ist daher, auch das Team miteinzubeziehen und zwar möglichst früh.
Als Unternehmensberatung ist aber gerade im Bereich der Digitalisierung viel möglich! Und ja, Unterstützung zu holen ist sicher eine gute Idee, weil von außen jemand anderer die Prozesse häufig auch anders sieht (die man häufig selbst als „gegeben“ hinnimmt).
Ich selbst habe von Anfang an (das war einer meiner Ziele bei der Gründung) die Digitalisierung voll in Angriff genommen, sodass ich heute eben ein Online-Business (komplett in allen Bereichen) habe und auch dahingehend meine Kunden berate.
Viel Erfolg! Das wird schon! Der erste Schritt zur Entscheidung ist ja bereits getan!
Lieben Gruß
Karin